Die Geschichte der Entwicklungsfläche Rosenstein
Wie sich die Fläche im Laufe der Jahrhunderte änderte
Die Geschichte der Entwicklungsfläche Rosenstein ist eng mit der Geschichte des Eisenbahnverkehrs verbunden. Bis 1922 lag Stuttgarts Zentralbahnhof in der heutigen Bolzstraße nahe dem Neuen Schloss und die jetzige Entwicklungsfläche Rosenstein bestand überwiegend aus Parklandschaft. Das änderte sich mit der Entscheidung, wegen des steigenden Verkehrsaufkommens einen neuen, größeren Hauptbahnhof zu errichten. König Wilhelm II. entschied 1907, dass ein neuer Kopfbahnhof entstehen sollte. In der Folge wurden zwischen 1914 und 1928 der heutige, von Paul Bonatz entworfene, Hauptbahnhof und das bestehende Gleisfeld gebaut.
Die Idee, den Kopfbahnhof in einen tiefer gelegten Durchgangsbahnhof umzugestalten und die oberirdischen Gleisanlagen zurückzubauen, gelangte 1994 erstmals an die Öffentlichkeit. Bereits 1998 wurden die Gleisanlagen des ehemaligen Güterbahnhofs im heutigen Europaviertel abgebaut und dort ab 2001 die ersten Neubauten errichtet. Mit Ausnahme dieses Geländes kaufte die Stadt Stuttgart von der Deutschen Bahn sämtliche freiwerdenden Flächen, die nun für die Entwicklung von Stuttgart Rosenstein zur Verfügung stehen.
1846
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Dieser entstand nach den Entwürfen von Karl von Etzel, Eisenbahningenieur und Architekt aus Stuttgart. Die Gleise führten von der Zentralstation in der Schlossstraße, der heutigen Bolzstraße, in Richtung Bad Cannstatt und Feuerbach – jeweils am äußeren Rand der Entwicklungsfläche Rosenstein entlang (s. Abbildung). Die ehemalige Gleisführung bleibt bis heute im Stadtbild ablesbar. So resultiert der Bogen des Pragfriedhofs, der 1973 eröffnet wurde, beispielsweise aus der ersten Gäubahntrasse, die ihren Startpunkt am ersten Bahnhof in der Bolzstraße nahm.
1864 bis 1867
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Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Regierungsstadt Stuttgart rasant. Schon nach 20 Jahren war der Karl von Etzel-Bahnhof zu klein geworden. Ein neues Bahnhofsgebäude wurde zwischen 1864 und 1867 errichtet, ebenfalls in der Schlossstraße, heutige Bolzstraße. Die Torbögen an der Fassade im klassizistischen und Neorenaissance-Stil zieren noch heute das Stuttgarter Metropol-Kino. Wiederum einige Jahrzehnte später, um 1895, wurde aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums in Stuttgart darüber nachgedacht, Wohnraum auf dem Gebiet der heutigen Entwicklungsfläche Rosenstein zu bauen. Zu einer Umsetzung dieser Überlegungen kam es jedoch nicht.
1907
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Obwohl die Bahnanlagen seit 1868 durch zugehörigen Einrichtungen wie Abstellflächen und einen Güterbahnhof ergänzt wurden, reichten die Flächen für die weiter gestiegenen Verkehrsbedürfnisse nicht aus. Bis zur Jahrhundertwende hat sich die Einwohnerzahl Stuttgarts erneut verdoppelt, die Anzahl der Reisenden gar verdreifacht. 1907 fällte der damalige König Wilhelm II. die Entscheidung, einen neuen Kopfbahnhof zu errichten. Aus Platzgründen sollte dieser etwa 400 Meter nordöstlich des alten Bahnhofs, an der Schillerstraße, entstehen.
1928
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1914 wurde mit dem Bau des neuen Kopfbahnhofs begonnen. Er wurde nach den Plänen von Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer errichtet, die aus 70 eingereichten Entwürfen 1911 den Architekturwettbewerb gewannen. Der heutige, 16-gleistige Bahnhof wurde 1928 fertiggestellt. Für den Bau mussten umliegende Grünflächen und Parkanlagen weichen.
1994
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Die Ideenskizze für das Großprojekt Stuttgart 21 wird 1994 erstmalig vorgestellt. Mit den Plänen sollten die oberirdischen Gleisanlagen wieder zurückgebaut und Platz für einen neuen Stadtteil geschaffen werden.
1998 bis 2001
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Der Güterverkehr wurde bereits in den 1980er Jahren nach Kornwestheim verlagert. Auf dem sogenannten A1-Gelände wurden somit ab 1998 die noch bestehenden Gleisanlagen abgebaut und 2001 die ersten Neubauten für das heutige Europaviertel darauf errichtet. Mit Ausnahme des A1-Geländes kaufte die Landeshauptstadt Stuttgart alle durch Stuttgart 21 freiwerdenden Flächen von der Deutschen Bahn. Ziel der Stadt ist es, unter Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger einen neuen Stadtteil darauf zu entwickeln.
2003
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2003 erwarb die Stadt Stuttgart das Gelände der Wagenhallen und verpachtete das Gebäude für kulturelle Zwecke sowie als Lager und Werkstätten an den Kulturbetrieb Wagenhallen GmbH & Co. KG.
2010
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Die ersten Arbeiten im Gleisvorfeld wurden durchgeführt, sie stehen für den offiziellen Baubeginn des neuen Tiefbahnhofs.
2011
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Die Stadtbibliothek am Mailänder Platz wurde eröffnet. Der herausragende kubische Bau von dem südkoreanischen Architekten Eun Young Yi ist von außen schon spektakulär, entfaltet seine besondere räumliche Faszination jedoch im Inneren. In den kommenden Jahren wurde rund um die Bibliothek das Europaviertel fertiggestellt.
2017
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Der Kulturbetrieb Wagenhallen schloss seine Tore für circa eineinhalb Jahre, da die Halle für rund 35 Millionen Euro von der Stadt Stuttgart saniert wurde. Auch die Räume des benachbarten Kunstvereins Wagenhalle wurden saniert und im Herbst 2020 wiedereröffnet. Heute befinden sich in den Wagenhallen der Kulturbetrieb und zahlreiche Ateliers des Kunstvereins.
2019 bis 2020
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2019 schloss das sogenannte Turmforum, das seit 1998 im Turm des Stuttgarter Hauptbahnhofs eine Ausstellung zum geplanten Bahn- und Stadtentwicklungs zeigte, vorübergehend seine Türen. Im Mai 2020 wurde es unter neuem Namen und aufgrund der Bauarbeiten an einem neuen Platz - direkt an Gleis 16 - wiedereröffnet: Seither können Besucherinnen und Besucher alles über die aktuellen Entwicklungen im Infoturm Stuttgart (ITS) erfahren.