„Stuttyard goes Käpsele“ / „PLANTform21“ / „InterCity."
Die Ideen „InterCity. Alte Strukturen - neue Möglichkeiten“, „PLANTform 21“ und „STUTTYARD GOES KÄPSELE“ wurden aufgrund ihres ähnlichen Ansatzes von der Jury gemeinsam bewertet.
InterCity schafft durch die Nutzung der bestehenden Baustruktur innovative Räume mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.
Teamname: socialdesignlab
Autoren: Marlene Franck, Francis Stieglitz, Deutschland
PLANTform21: Wiederverwendung der historischen Bahnsteige und Überdachungen als städtischer Garten, Begegnungs- und Veranstaltungsort.
Autor: Sebastian Bitterer, Österreich
STUTTYARD GOES KÄPSELE: Alte Gleishalle vor Ort erhalten und mit neuer kleinteiliger Nutzung füllen.
Teamname: MaJaRuKa
Autoren: Ruben Mast, Kaja Jahnke, Deutschland
Begründung der Jury:
Die drei Projekte verfolgen eine zukunftsorientierte Strategie, die den Erhalt bestehender Strukturen mit Ideen zur Nutzung und Transformation vereint. Im Mittelpunkt steht die Weiterverwendung der Stahlkonstruktion der historischen Gleishalle, wodurch nicht nur Ressourcen geschont werden, sondern auch ein Teil des Ortes bewahrt bleibt. Diese Transformation ist ein zentrales Element, die die Idee des nachhaltigen Bauens aufgreift – ein Ansatz, der sich dem gängigen Trend widersetzt, immer neue, ressourcenintensive Bauten zu errichten.
Alle Konzepte sehen vor, die alte Gleishalle in das moderne Stadtbild zu integrieren. Dabei wird ein Kontrast zum neuen Bahnhof geschaffen und gleichzeitig eine Verbindung zum angrenzenden Quartier aufgebaut. Diese architektonische Dialogführung zwischen Alt und Neu wird als Bereicherung gedeutet.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Schaffung multifunktionaler Räume. Diese sollen flexibel und anpassbar gestaltet sein, sodass sie einer Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten gerecht werden und den sich wandelnden Anforderungen der Zukunft entsprechen. Besonders betont wird die Bedeutung eines offenen, niederschwelligen Freiraums. Dieser Raum soll einen sicheren und einladenden Treffpunkt bieten, der den Bedürfnissen auch von jungen Menschen gerecht wird und ihre soziale Integration fördert.
Zentrales Thema der Arbeiten ist die Suffizienz: Den tatsächlichen Bedürfnissen der zukünftigen Nutzer wird entsprochen, um unnötigen Ressourcenverbrauch zu vermeiden und eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen.
Insgesamt greifen die Projekte die aktuellen Herausforderungen des Bauwesens auf und bieten Ansätze, wie bestehende Strukturen sinnvoll und nachhaltig umgewidmet werden können. Alle drei Einreichungen tragen dieser Vision Rechnung und bieten schlüssige Perspektiven, wie die alte Gleishalle in die Zukunft überführt werden kann.
„InterCity. Alte Strukturen – neue Möglichkeiten“
Klimagerechtigkeit. Grüner Stadtraum. Nachhaltigkeit. Offenheit. Vielfalt. Eine Gemeinschaft für alle. Das ist es, was sich Stuttgarter Bürger*innen als Botschaft wünschen. Gleichzeitig ist der Stuttgarter Bahnhof ein historischer Ort und seine Veränderung Auslöser einiger Kontroversen. Dieser besondere Ort mit seinen vielen Themen sollte nicht überschrieben, sondern weitergeschrieben werden. Ohne einen vollständigen Abriss der bestehenden Strukturen können hier neue Perspektiven auf die Entwicklung des Areals gestaltet werden. Das passt auch zu dem Wunsch der Stuttgarter*innen nach mehr Nachhaltigkeit. Denn jeder Abriss sind vergeudete Ressourcen und jeder Neubau für enorme CO2-Emissionen verantwortlich.
In der InterCity wird die bauliche Grundstruktur der Gleise erhalten, teilweise geöffnet, neu unterteilt und aufgestockt. So entsteht eine Verbindung von alt zu neu, von Vergangenheit zu Zukunft. Jeder Bahnsteig bildet eine eigene Charakterzone, mal als Freiraum, mal als Grundstruktur für geschlossene Räume, mal als Ort für Kunst und Kultur, mal als Ort für Sport oder auch einfach nur für einen Kiosk. Hier ist viel möglich. Durch die kleinteilige und diverse Nutzung der Grundstruktur und die Wiederverwendung gebrauchter Bauteile werden die Kosten geringgehalten und konsumfreie Orte sowie ein lebendiges Zusammenspiel zwischen (Sub-) Kultur, öffentlichen Freiräumen sowie sozialen Einrichtungen möglich. Darüber hinaus wird der Ort zum Bindeglied zwischen dem entstehenden Stadtquartier und dem ehemaligen Bahnhofsgelände und schreibt die Geschichte an diesem historischen Ort fort.
Die Ergebnisse der Beteiligung haben gezeigt, dass in der Innenstadt insbesondere konsumfreie Aufenthaltsflächen sowie Räume für
(Sub)-Kultur fehlen und es einen großen Wunsch nach Grünflächen gibt. Die InterCity wird diese Wünsche erfüllen! Die flexible Grundstruktur und der Gedanke einer möglichst großen Nutzungsvielfalt ermöglichen eine spannende Heterogenität. Dabei können wertvolle Synergien entstehen, beispielsweise zwischen einem Jugendhaus, einer biologisch wertvollen Grünfläche sowie temporär mietbaren Räumen. Der neue Baustein kann so der Nährboden für das Entstehen vieler Projekte und wertvoller Verknüpfungen sein, die zur Zukunftsfähigkeit Stuttgarts beitragen. Darüber hinaus ist es möglich, flexibel auf zukünftige Anforderungen zu reagieren und die Nutzungen zu verändern.
Die alten Strukturen der Überdachung der Gleise tragen viel zur Identität der InterCity bei. An diese Strukturen wird baulich angeknüpft. Die neuen Räume ergeben sich aus dem Umgang mit den alten Strukturen (nicht alles wird statisch möglich sein) und ermöglichen so einen ortsspezifischen Charakter der individuell ist und sich von anonymen, austauschbaren Gebäuden anderer Bahnhofsviertel abgrenzt. Damit ist die InterCity ein identitätsstiftender Ort, der weit über Stuttgart hinaus mutig zeigt, wie eine zukunftsfähige Innenstadtentwicklung aussehen kann.
„PLANTform 21“
Transitort wird Platz zum Verweilen
Vis à vis der Lichtaugen des neuen Untergrundbahnhofes soll ein Möglichkeitsraum entstehen, der zum Stadtraum hin geöffnet ist, Platz für Aneignung bietet, identitätsstiftend für das neue Rosensteinviertel ist und als nachhaltiges Leuchtturmprojekt im städtischen Raum international glänzen kann.
Um ein solches Projekt zu realisieren, muss man an dieser Stelle nicht neu bauen, sondern lediglich das Vorhandene umnutzen. Die bereits bestehenden Bahnsteige und Überdachungen sollen als Ausgangspunkt dienen. Das ehemalige Gleisbett stellt eine wertvolle unversiegelte Fläche dar, die (aufgrund der früheren Nutzung durch Dampf- und Diesellokomotiven) ohne Dach ideal für die Bepflanzung mit Bäumen geeignet ist. Durch eine Substratschüttung auf den ehemaligen Gleisbetten entsteht ein artenreicher und pflegeleichter Bereich, der die Biodiversität in der Stadt fördert. Inspiriert von der Gartenarchitektur von Piet Oudolf könnten dort Stauden und Wildgras gepflanzt werden, ergänzt durch auch tiefer wurzelnde Bäume und begehbare Grasflächen.
Niveauangleichungen der 8,45 m breiten Bahnsteige und deren stellenweise Verbreiterung, sowie strategische Verbindungen zwischen den Plattformen ermöglichen eine optimale Nutzung und Zugänglichkeit. Die historische Überdachung, derzeit noch mit Anzeigetafeln verhängt, wird nach deren Entfernung zu einer ästhetischen Reminiszenz an die Palmenhäuser im maurischen Garten. Die neu gewonnene Fläche bietet, ähnlich dem parco della dora in Turin, vielfältige Nutzungsmöglichkeiten: Pop-up-Food-Stände, konsumfreie Räume, Street Art, Festivals, Skate- und Spielflächen schaffen einen attraktiven offenen Raum, der Schutz vor Sonne und Regen bietet und durch die Natur und Nähe zur städtischen Frischluftschneise ein angenehmes Klima schafft.
Konkret könnte auf dem Gelände aus einer ausrangierten Lokomotive ein einzigartiger Spielplatz entstehen, während ein Güterwagen zum Fine-Dining-Restaurant wird. Zusätzlich könnte ein Freiluft-Museum mit Open-Air-Künstlerateliers realisiert und Freiluftkonzerte veranstaltet werden.
Im Winter kann das Areal als Ergänzung des Weihnachtsmarktes jenseits des HBF dienen, mit einer überdachten Eislaufbahn und einem Winterwald. Es besteht zudem das Potential, vergleichsweise einfach klimatisch abgeschlossene Räume durch eingestellte Volumina zu schaffen.
Dieser Projektvorschlag stellt einen ephemeren Gegenpol zur rigiden Architektur der LBBW-Bankgebäude dar und bildet gleichzeitig eine Brücke zwischen den Lichtaugen des neuen Bahnhofs und dem Rosensteinviertel. Der Vorschlag sucht außerdem den Schulterschluss mit den Kritikerinnen und Kritikern des S21-Projektes, indem er schnell umzusetzen und absolut nachhaltig ist, sowie historische Architektur bewahrt und diese städtebaulich und sozioökonomisch in die Zukunft übersetzt.
Zur detaillierten Ansicht dieser Idee geht es hier.
STUTTYARD GOES KÄPSELE
ACHTUNG DES BESTANDS / NACHHALTIGKEIT
- Die Baubranche verursacht 40 % des globalen CO2-Ausstoßes.
- Den Bestand erhalten, graue Energie sichern und Umnutzen ist die Zukunft.
- Reminiszenzen im öffentlichen Raum an vorherige Strukturen schaffen.
- Die alte Gleishalle sollte demnach an diesem Ort nicht abgerissen werden, sondern erhalten bleiben und einer neuen Nutzung zugeführt werden.
NULLNIVEAU / STÄDTEBAU
- Stadträumliche Erweiterung des Manfred-Rommel-Platzes ohne harte Kante.
- Stadtachse Bonatzbau – Rosenstein für kurze Wege fortführen.
- Überdachten Stadtraum zum Ankommen und Verweilen etablieren.
- Qualität entstehen lassen für einen Gegensatz des derzeitigen Unortes.
- Stadteingang und Willkommensanker am neuen Hauptbahnhof stärken
EINFACH BAUEN / ARCHITEKTUR
- Identitätsstiftende Architektur
- Holzbau als Prämisse
- Recycling und nachhaltige Baustoffe
- Kleinteilige Strukturen als Maßstab
- Experimentelles Bauen
- Forschungsprojekte Lehm- / Strohbau
- Studierendenprojekte
- Schul- und Förderprojekte
// KÄPSELE UNTER EINEM DACH //
SCHNITTSTELLE / EINBLICKE AUS STUTTGART
- Schnittstelle am Verkehrsknotenpunkt – aus dem Kessel nach ganz Europa.
- Schnittstelle für Reisende, durch’s Land, durch’s Ländle, durch’s Städtle.
- Schnittstelle nutzen, um zu zeigen, was Stuttgart alles zu bieten hat.
- Pop-up-Räume von Museen, Galerien und kulturellen Einrichtungen.
- Bühne für Vereine, soziale Einrichtungen und Institutionen.
- Qualitätvollen Aufenthaltsraum für Bürger*innen und Reisende anbieten.
- Urbanes Miteinander auf Innenstadtebene etablieren.
Let’s call it STUTTYARD.