Etagère vivante – das pralle Leben
DAS GEBÄUDE IST KEIN OBJEKT – ES IST EIN STETIGER PROZESS!
Teamname: MINET & ZEIDLER
Autoren: Paulina Minet, Robin Zeidler, Mitarbeit: Lana Birkholz-Notter, Deutschland
Welche Identität und Bedürfnisse hat Stuttgart? Welches Gesicht hat das neue Gebäude im Herzen der Innenstadt? Lassen Sie uns zurückschauen, bevor wir den Blick in Richtung Zukunft schweifen lassen.
Zurück in den 1960er Jahren. Das Automobil war allgegenwärtig. Ob als priorisiertes Fortbewegungsmittel für die junge Kleinfamilie, als Hauptakteur der städtischen Infrastruktur – in Form von Parkplätzen auf dem heutigen Marktplatz – oder als stärkster Arbeitgeber der Region. Stuttgart war Autostadt!
Inzwischen sollte klar sein, Stuttgart ist heute weit mehr. Institutionen wie Staatsgalerie, Stadtpalais oder Bibliothek und Veranstaltungen wie das Jazz Open vermitteln einen anderen Charakter – Kulturell, Künstlerisch, Urban. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Umfragen aus den vergangenen zwei Jahren wider und vermittelt die Interessen, Bedürfnisse und Wünsche der Stadtbevölkerung. Stuttgart als eine zukunftsweisende, klimaangepasste und menschengerechte Stadt mit einer vielfältigen Gemeinschaft.
Ein Wandel in nur 70 Jahren, der aufgrund der technischen Entwicklung noch schnelllebiger werden wird und uns bewusst macht, wie unklar die Zukunft doch ist. Schon jetzt ist eine Vielzahl der Gebäude kurz nach Fertigstellung veraltet und kann den fortlaufenden Veränderungen nicht mehr standhalten.
Die „ÉTAGÈRE VIVANTE“ ist eine raumgebende Struktur, die Veränderung zulässt und somit auf die wechselnden Bedürfnisse der Menschen reagiert. Sie geht auf die Definition der Megastruktur nach Wilcoxon zurück – Architektur zu gliedern in Struktur und Füllung.
Die „ÉTAGÈRE“ zeigt sich als robuste, statische Trag- und Versorgungsstruktur und erstreckt sich über das gesamte Baufeld A3. „VIVANTE“ beschreibt den anhaltenden partizipativen Prozess der Raumfüllung, die flexibel und wandelbar ist. Ein Konzept der Beteiligung der Menschen, das den Grundsatz von Stuttgart Rosenstein fortschreibt. So erfolgt die Festlegung der Nutzungsverteilung in regelmäßigen Abständen durch Umfragen und wird in Form einer befristeten Vermietung umgesetzt.
Eine Haltung, die Beteiligung und individuelle Freiheit des Individuums und der Gesellschaft aufgreift, angelehnt an die Überzeugungen des französischen Architekten und Stadtplaners Yona Friedmann. Er sah in der Architektur die Verantwortung, wandelbare Räume für die Vielfalt der Menschen zu schaffen. Er sagte einmal: „It is the responsibility of architects to design structures that can be inhibited for the widest range of individuals and purposes“.
Im Herzen Stuttgarts entsteht mit der „ÉTAGÈRE VIVANTE“ ein Ort für die Gesellschaft und den Menschen. Das Gebäude ist kein Objekt – es ist ein stetiger Prozess!