Städtebau hat oberste Priorität
In Stuttgart wird mitten im Zentrum ein neuer Stadtteil entstehen: Stuttgart Rosenstein. Die dafür vorgesehene Planungsfläche ist 85 m2 groß und befindet sich auf dem Gleisvorfeld des heutigen Hauptbahnhofs. Seit 2001 befinden sich die Flächen im Besitz der Landeshauptstadt Stuttgart. Ihr oberstes Ziel ist – nach erfolgter Inbetriebnahme des künftigen unterirdischen Durchgangsbahnhofs – dort neuen Wohn- und Lebensraum für die Einwohnerinnen und Einwohner zu schaffen. Im Rahmen der baden-württembergischen Landtagswahlen 2021 hat der Vorschlag zum Bau einer sogenannten Ergänzungsstation Einzug in die politische Agenda in Stadt und Region erhalten. Planung und Bau der vorgeschlagenen Station hätten weitreichende Auswirkungen auf die städtebauliche Entwicklung von Stuttgart Rosenstein.
Der Ansatz des Verkehrsministeriums
Der Vorschlag des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann sieht vor, den künftigen Stuttgart-21-Tiefbahnhof mit einem zusätzlichen unterirdischen Kopfbahnhof zu ergänzen. Dieser solle bis zu sechs Gleise erhalten und ebenfalls auf dem Gebiet des heutigen Gleisvorfeldes realisiert werden. Begründung des Verkehrsministeriums ist, dass eine erhöhte Nachfrage für den Zugverkehr zu erwarten sei – auch über die Verdopplung der Fahrgastzahlen und die Umsetzung des Deutschlandtaktes hinaus. Als „Eisenbahnknoten Stuttgart 2040“ solle der Zusatzhalt daher die Verkehrswende unterstützen und zu mehr Klimaschutz beitragen.
Konflikte und Auswirkungen auf die Entwicklung von Stuttgart Rosenstein
Doch die Realisierung dieses Zusatzhalts hätte inklusive der dafür notwendigen Zulaufgleise auf der Planungsfläche enorme Auswirkungen auf die städtebaulichen Planungen der Stadt Stuttgart. Die Stadtverwaltung könnte ihr erklärtes Ziel, Stuttgart Rosenstein im Sinne aller Stuttgarterinnen und Stuttgarter so effizient und zukunftsorientiert wie möglich zu errichten, nicht im bisher geplanten Ausmaß weiterverfolgen. Konflikte mit der Errichtung des neuen Stadtteils ergeben sich nicht nur auf der zeitlichen Ebene aufgrund der Inanspruchnahme weiterer sehr großer Flächen auf dem gesamten Gelände – aktuelle Studien gehen von Verzögerungen von mindestens sechs Jahren aus. Auch hinsichtlich der Flächenprogrammatik müsste der städtebauliche Rahmenplan, der kurz vor seinem Abschluss steht, enorm angepasst werden.
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ghi
Die Grafik zeigt die Flächen, die für die einzurichtenden Baustellen für den Bau der Ergänzungsstation gebraucht würden.
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jkl
Zusätzlich dazu ist auf dieser Grafik zu sehen (rote Flächen), welche städtebaulichen Bausteine durch den Bau der Ergänzungsstation nur eingeschränkt oder zeitlich verzögert realisiert werden könnten.
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ghi
Die Grafik zeigt die Flächen, die für die einzurichtenden Baustellen für den Bau der Ergänzungsstation gebraucht würden.
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jkl
Zusätzlich dazu ist auf dieser Grafik zu sehen (rote Flächen), welche städtebaulichen Bausteine durch den Bau der Ergänzungsstation nur eingeschränkt oder zeitlich verzögert realisiert werden könnten.
Auf dem Teilgebiet B, dem künftigen Gleisbogenpark, müssten große
Teile der vorgesehenen Parkflächen für neue Gleise weichen. Auch in den
verbleibenden Parkflächen wäre die Aufenthaltsqualität durch die
anliegenden Gleise starke beeinträchtigt. Die vorgesehenen Flächen für
den Artenschutz müssten gänzlich entfallen. Die barrierefreie
Erschließung der Wegeverbindungen in die angrenzenden Stadtbezirke
(S-Nord, S-Ost) wäre maßgeblich erschwert.
Auf den Teilgebieten C1 und C2 käme es zu zeitlichen Verzögerungen, die geplante Schule samt Sporthallte müssten möglicherweise verlagert oder verkleinert werden. Die Entwicklungsfläche Stuttgart Rosenstein unterliegt darüber hinaus dem Heilquellenschutz, wo es zu Konflikten innerhalb des Gebiets kommen könnte.
Kostensteigerungen
Der Bau einer solchen Ergänzungsstation würde auf allen Teilgebieten zusätzliche ingenieurstechnische Maßnahmen zur Entlüftung, zum Schall- und Lärmschutz sowie zum Erschütterungsschutz nach sich ziehen. Die Planungs- und Baukosten für den Städtebau würden dadurch insgesamt erheblich ansteigen und sich letzten Endes auch in den Kosten für den Wohnungsbau sowie für soziale und kulturelle Einrichtungen wie Schulen, Kitas und dem geplanten Konzerthaus niederschlagen. Bezahlbarer Wohnraum und Flächen für Gemeinschaftsnutzungen bleiben jedoch oberste Priorität der Stadt Stuttgart für die Entwicklung von Stuttgart Rosenstein.
Über die Zusammenhänge und Folgen, die der Bau der Ergänzungsstation aus städtebaulicher Sicht nach sich zöge, haben das Amt für Stadtplanung und Wohnen und das Umweltamt der Stadt Stuttgart im Ausschuss S21/Rosenstein am 13. Juli 2021 informiert. Die Mitglieder des Gemeinderats werden im weiteren Verlauf über den Sachstand beraten.